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Der japanische Künstler Ohara Koson (1877-1945) steht für den Erhalt und die Modernisierung der klassischen japanischen Kunst. Er hat sich bei seinen Werken überwiegend der Stilrichtung Ukiyo-e verschrieben (Genre der japanischen Malerei und Druckgrafik) und in seinen Bildern die Tier- und Pflanzenwelt in einem ganz eigenen Stil dargestellt. Er hat sich dabei einen Namen als Meister der Kachō-e, mit Naturszenen, Vogel- und Blumendarstellungen eine Untergruppe von Ukiyo-e, gemacht. Auf seinen Bildern tummeln sich Kakadus, Kraniche oder Pfaue inmitten von Kirsch- und Pflaumenblüten. Künstler dieser Stilrichtung zeigen auf ihren Bildern wie sie von der satten Farbe einer Blüte überwältigt oder von der Anmut eines Vogels in freier Wildbahn gefangen werden. Naturgetreue Darstellungen sind hingegen ungewollt. Der Betrachter darf dem Bild dann seinen eigentlichen Charakter geben.

Verlorenes Wissen

Viel wissen wir heute nicht mehr von diesem Künstler. Geboren wurde Koson 1877 in Kanazawa im Norden Japans als Ohara Matao. Er studierte dann später japanische Malerei unter dem Meister Suzuki-Koson. Seinen Namen sollte er als Künstler mehrmals ändern (Shoson, Hoson, Koson). Koson übernahm schon in jungen Jahren einen Lehrstuhl an der Kunstakademie Tokio. In dieser Zeit begann er auch, sich mit der Kunst des Holzschnitts zu beschäftigen. 1904/05 fertigte er russisch-japanische Kriegsdrucke an, was damals nicht ungewöhnlich war. Die überwiegende Zahl der Ukiyo-e Künstler hatten Grafiken zum Thema chinesisch- japanischer oder russisch-japanischer Krieg angefertigt. Doch diese Kriegs-Illustrationen wurden schnell zum Ladenhüter, als die Fotografie den Farbholzschnitt als Mittel zur Nachrichtendarstellung ablöste.

Bis 1910 entwarf Koson mit dem Farbholzschnitt vor allem Blumenbilder. In den folgenden Jahren hatte er sich allerdings wieder verstärkt der Malerei gewidmet. Erst Mitte der 20er Jahre entwarf er auf Anregung seines amerikanischen Professoren-Kollegen, Ernest Fenollosa, wieder traditionelle Farbholzschnitte mit Blumen- oder Vogelmotiven. Fenollosa setzte sich für den Erhalt der traditionellen japanischen Kunst Nihonga ein.

Unter den Ukiyo-e-Künstlern wurde Koson ein Meister auf dem Gebiet mit seinen unverkennbaren Blumen- und Vogelmotiven. Gerade die Kunstdrucke aus dieser Zeit wurden allerdings vorwiegend ins Ausland verkauft. In Japan selbst waren traditionelle Werke kaum noch gefragt. Als Studenten in den 70er Jahren sich wieder mit dem Werk Kosons beschäftigten, mussten für diese Studien erst wieder Bilder aus den USA eingekauft werden. In Japan haben die Bilder Kosons erst vor wenigen Jahren wieder Beachtung und Anerkennung gefunden.

Technik des japanischen Holzschnitts

Seinen Ursprung hat der japanische Farb-Holzschnitt in China. Allerdings haben die japanischen Künstler die Technik dieser Druckgrafik in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts weiter entwickelt und perfektioniert. Japanische Farb-Holzschnitte sind weltweit einmalig.
Der Holzschnitt ist eine Hochdruck-Technik. Dazu werden aus einem Holzblock reliefartig Teile mit speziellen Messern heraus geschnitten. Die bleibenden erhabenen Flächen werden dann bemalt und mit der Hand auf Papier gedruckt.
Die oft sehr detaillierten Vogel- und Tiergrafiken Kosons haben fast den Charakter von Aquarellen. Das mag auch daran liegen, dass Koson ursprünglich ja mit Ölmalereien und Aquarellen gearbeitet hat. Bei der japanischen Technik des Holzschnitts wird die mit Pinseln aufgetragene Wasserfarbe mit der Hand gedruckt. Dabei dringt die Farbe tief ins Papier ein. Diese Holzschnitte haben dann oft große Ähnlichkeiten mit Aquarellen. Vielleicht passt „gedrucktes Gemälde“ daher am besten als Beschreibung von Kosons Bildern. Im Westen gab es eine andere Druck-Technik: Hier wurden bei den Holzschnitten die mit einer Walze aufgetragene Ölfarbe mit Hilfe einer Presse auf die Oberfläche des Papiers gedruckt.
Interessant ist auch, dass Koson über seine Schaffensjahre immer wieder unterschiedliche Signaturen und Siegel benutzte. Das macht eine genauere Datierung seiner Bilder schwierig.
Koson war in seinem späteren Lebensjahren Vertreter der Shin-Hanga-Bewegung, die man mit „neuen Drucken“ übersetzen könnte. Ziel war es, die Kunst des traditionellen japanischen Holzschnitts vor dem Vergessen zu bewahren. Diese Bewegung hat die Holzschnitt-Technik neu belebt und auch modernisiert. So wurden in die traditionellen japanischen Bildmotive erstmals westliche Elemente wie die für den Impressionismus typischen Lichtstimmungen oder auch die Anwendung der Perspektive integriert.
Bis zu seinem Tod im Jahr 1945 fertigte Koson etwa 500 Drucke, was ihn zu einem der produktivsten Kachoga-Künstler (Vogel- und Blumenmalerei) macht.

Einige unserer Kunstdrucke von Ohara Koson